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12. Juni 2017

Blog

Professorin Bütler schreibt die AHV schlecht

Obwohl sie nie darauf angewiesen sein wird, polemisiert Monika Bütler systematisch gegen die AHV.


Monika Bütler ist beruflich dafür verantwortlich, dass die vor allem betriebswirtschaftlich interessierten Studentinnen und Studenten an der HSG auch etwas von den volkswirtschaftlichen Zusammenhängen mitbekommen. Politisch polemisiert die HSG-Professorin systematisch gegen die AHV. Zum Beispiel in der neuesten NZZ am Sonntag. Es wäre längst Zeit, aus dem, wie sie es nennt, «Vorsorge-Zug der AHV» auszusteigen, schreibt sie. Wer das nicht merke, schaue rückwärts in die Vergangenheit.

Volkswirtschaftliches Denken bedeutet, in grösseren Zusammenhängen zu denken. Frau Bütler scheint sich noch nie gefragt zu haben, weshalb die AHV, trotz stark steigender RentnerInnenzahlen, die bestfinanzierte aller Sozialversicherungen ist (neben der Unfallversicherung). Die Lohnbeiträge an die AHV sind seit 42 Jahren konstant: 4,2 Prozent bezahlen die Arbeitgeber und 4,2 Prozent die Arbeitnehmenden, zusammen also 8,4 Lohnprozente. Ein einziges Mal, nach 20 Jahren, brauchte es zusätzlich ein Mehrwertsteuerprozent. Obwohl sich in dieser Zeit die Zahl der Rentnerinnen und Rentner mehr als verdoppelt hat. Bei den Pensionskassen hingegen sind die Beiträge in der gleichen Zeit auf über 19 Lohnprozente angestiegen.

Was ist der Grund für die hohe Leistungsfähigkeit der Vorsorge über die AHV? Es ist nichts anderes als das geniale Finanzierungssystem. Entscheidend sind zwei Faktoren. Erstens sorgt das Umlageverfahren dafür, dass die Beiträge direkt zu Renten werden, ohne Umweg über die Kapitalmärkte. Und zweitens sind bei der AHV auch die hohen und höchsten Einkommen unter Einschluss der Boni beitragspflichtig, während die Maximalrente bei einem Jahreseinkommen von 85‘000 Franken erreicht wird. Die AHV verfügt somit über die breitestmögliche Finanzierungsgrundlage aller Sozialversicherungen.

Weil die AHV für die grosse Mehrheit der Bevölkerung mit unteren und mittleren Einkommen die unverzichtbare Basis und die erste Säule der Altersvorsorge ist, hat das Parlament entschieden, die AHV wieder zu stärken statt sie zu schwächen.


Am 24. September stimmen wir darüber ab. Die Vorsorgereform 2020 stärkt die AHV, indem sie erstmals seit Jahrzehnten die Renten wieder verbessert. Ausserdem bringt die Reform für die AHV eine Zusatzfinanzierung in der Höhe von 0,6 Mehrwertsteuerprozenten. Dieser Preis ist umso günstiger, als wir die Hälfte davon im Portemonnaie nicht einmal spüren werden. Dies, weil die heutige Übergangsfinanzierung der IV auf die AHV übertragen wird. Damit erhält die AHV auf einen Schlag über eine Milliarde Franken zusätzlich pro Jahr, ohne dass jemand mehr bezahlen muss als heute.

Es ist verantwortungslos, wenn eine Professorin, die es besser wissen müsste, unsere wichtigste Volksversicherung schlecht schreibt. Sie selber wird die AHV vermutlich nie nötig haben. Aber massgebend für eine Vorsorgereform sind die Interessen der grossen Mehrheit der Versicherten mit unteren und mittleren Einkommen. Nicht jene einer materiell privilegierten Minderheit.