Andi war vielseitig und einfallsreich. Ein bis heute nachwirkendes Beispiel steht dafür.
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts wurden im Nationalrat die Debatten immer stärker reglementiert, kategorisiert und eingeschränkt, sodass am Schluss fast nur noch Kommissionsmitglieder und Fraktionssprecher redeberechtigt waren. Für Abhilfe gegen die Verarmung der Debatten sorgte erst die für die Schweiz neuartige Einführung der Zwischenfrage, die von den Fragenden, aber auch von der Rednerin oder dem Redner ein Stück Geistesgegenwart, Spontaneität und Formulierungsgabe abfordert. Jedes Parlamentsmitglied kann der Rednerin oder dem Redner, ob Nationalrätin oder Bundesrat, eine kurze Frage stellen, die dann, Zustimmung vorausgesetzt, ebenso kurz beantwortet werden muss. In der Praxis kann niemand es sich leisten, die Beantwortung einer Frage zu verweigern.
Erfinder der Zwischenfrage war Andi Herczog, ein quirliger und schlagfertiger Kopf, der in jedem Parlament der Welt zuhause gewesen wäre. Nicht nur für die Schweizer Linke, sondern auch für das politische System Schweiz war er eine Bereicherung. Es ist Andi Herczogs Vermächtnis, dass die Nationalratsdebatten dadurch wieder lebendiger geworden sind.
(Bild: Walter Rutishauser, Wikimedia Commons)