Heute vor 75 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der sowjetischen Armee befreit. Zu den Überlebenden gehörte Joseph Spring. Spring war im November 1943 als 16-jähriger jüdischer Flüchtling von den schweizerischen Grenzbehörden im Jura an die Gestapo ausgeliefert und in der Folge nach Auschwitz deportiert worden. Vor kurzem konnte er in Melbourne den 93. Geburtstag feiern.
Das Bundesgericht hatte im Jahr 2000 in einem aufsehenerregenden Leitentscheid (BGE 126 II 145) eine Verantwortlichkeitsklage wegen Verwirkung abgewiesen, weil das Handeln der Schweizer Behörden nicht in einen Zusammenhang mit dem Genozid gebracht werden könne.
Die Geschichte von Joseph Spring und seine Erfahrungen mit den Schweizer Behörden ist im Buch von Stefan Keller («Die Rückkehr», Rotpunkt 2003) beschrieben. Sie ist das Gegenstück zum mutigen Handeln der Fluchthelferinnen und Fluchthelfer in der Nazi-Zeit, die dafür sogar die strafrechtliche Verurteilung riskierten.
Auch daran soll heute erinnert werden.