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28. November 2017

Blog

Zürich-St.Gallen-München-Berlin in 7,5 Stunden

Die Strecke Zürich-St.Gallen-München ist die am stärksten vernachlässigte internationale Bahnverbindung der Schweiz. Jetzt eröffnet sich eine Chance.



Obwohl sie Metropolen verknüpft, ist die Strecke Zürich-St.Gallen-München heute die am stärksten vernachlässigte internationale Bahnverbindung der Schweiz. Das Resultat: Ein Grossteil des Verkehrs erfolgt auf der Strasse und teilweise in der Luft. Ausserdem konkurrenzieren gleich mehrere Fernbusse auf dieser Strecke die Bahn.

Nach jahrzehntelangen Verzögerungen kommt die Aufwertung und Elektrifizierung der internationalen Verbindung nun auch auf deutschem Boden endlich voran. Ab Fahrplanwechsel 2020 wird die Fahrzeit Zürich-München weniger als 3 ½ Stunden betragen (St.Gallen-München knapp 2 ½ Stunden).

Das ist aber nicht alles. Derzeit steuert in Deutschland das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE 8) auf der Bahnmagistrale Nürnberg-Erfurt-Leipzig/Halle-Berlin auf seine Fertigstellung zu.

Das Projekt VDE8 wird die Fahrtzeiten von München nach Berlin ab Dezember 2017 für die schnellen Verbindungen von aktuell rund 6 Stunden auf 3:55 Stunden reduzieren.

Daraus resultieren aber auch für die Bahnverbindungen aus der Schweiz und insbesondere aus und nach der Ostschweiz völlig neue Möglichkeiten. Werden die Fahrtzeitgewinne auf beiden Strecken (München-Berlin und Zürich-München) koordiniert realisiert, dann ist die Bahnverbindung ab Zürich nach Berlin über St.Gallen und München (und umgekehrt) in Zukunft schneller als jene über Basel und Hannover. Von St.Gallen aus wird Berlin mit der Bahn in 6:35 Stunden erreicht (statt heute in 9:35 Stunden), was deutlich attraktiver ist als auf der Strasse. Auch gegenüber der Luft wird die Bahn als Verkehrsmittel attraktiv, vorausgesetzt auch die Preise stimmen. Welches Potenzial hier gegeben ist, zeigt die Tatsache, dass 2016 zwischen Zürich und Berlin 1‘018‘000 Passagiere geflogen sind (was nach den Verbindungen nach London die wichtigste Flugstrecke ab der Schweiz war).  

Werden diese neuen Möglichkeiten realisiert, dann beginnt für die Ostschweiz im internationalen Bahnverkehr (und für die Schweiz überhaupt Richtung Osten) eine neue Ära. Das wird in Verbindung mit den zu realisierenden Verbesserungen bei den Bahnverbindungen in der Ostschweiz zu einer starken Aufwertung und neuen Attraktivität der Region führen.

Wir erwarten deshalb, dass sowohl die SBB wie auch die politisch massgebenden Instanzen (UVEK, BAV etc.) das grosse neue Potenzial realisieren. Konkret bedeutet das, dass für den Start auf den Fahrplanwechsel 2020 mindestens 7-8 Zugspaare auf der Strecke Zürich-St.Gallen-München realisiert und zusammen mit der Deutschen Bahn auch direkte und jedenfalls attraktive Verbindungen nach Berlin angestrebt werden sollen. Mittelfristig kann und soll das Ziel ein Stundentakt sein, wofür die nötige Infrastruktur geplant werden muss.

Die sich in den kommenden Jahren ergebenden Chancen dürfen nicht verpasst werden!

(Karin Keller-Sutter, Ständerätin/Paul Rechsteiner, Ständerat)