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Kampagne 2015

Das Wahlplakat – und was dahinter steckt

Das neue Plakat stammt vom Zürcher Gestalter Jonas Voegeli, wie bereits vor vier Jahren. Ein ungewöhnliches Plakat mit «Superzeichen».

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Das Plakat für die Ständeratswahl vom 18. Oktober knüpft an die Botschaft im letzten Wahlkampf an: gute Löhne, gute Renten und Kampf für die Menschenrechte – die Grundwerte von Rechsteiners Politik.


Mit der Ausarbeitung hat das Komitee Jonas Voegeli und sein fünfköpfiges Team von Hubertus Design in Zürich (hubertus-design.ch) beauftragt. Voegeli hatte bereits das Aufsehen erregende Plakat von 2011 geschaffen. Zu ihm kam das Komitee durch Vermittlung des St.Galler Künstlers Alex Hanimann. Voegeli (geb. 1979) ist heute Dozent für Editorial Design an der Zürcher Hochschule der Künste und leitet dort den Bachelor-Studiengang der Visuellen Kommunikation. Wir sprachen mit ihm über seine konzeptionellen Überlegungen.


Spielte für die Gestaltung eine Rolle, dass es jetzt um eine Wiederwahl geht?

Jonas Voegeli: Eigentlich nicht, obwohl sich die Ausgangslage verändert hat. Wichtig war für uns der Claim, mit dem wir arbeiten mussten, also die inhaltliche Boschaft. Sie ist gegenüber vorher verknappt und besteht nur noch aus den drei Begriffen Löhne, Renten, Menschenrechte.


Wie gingen Sie vor?

Wir arbeiteten zuerst eine Serie von verschiedenartigen Entwürfen aus. Dabei konnten wir uns auf eine grosse Auswahl von Fotos von Daniel Ammann aus dem Shooting stützen. Das Komitee entschied sich dann für eine Variante, die wir im Detail weiterbearbeiteten. Das vorliegende Plakat ist also das Resultat einer langen Kette von Überlegungen.


Welche standen dabei im Vordergrund?

Wir wollten ein Plakat entwickeln, das sich von der herkömmlichen Politgrafik unterscheidet und gestalterisch eine Alternative darstellt, wie es zur Politik von Paul Rechsteiner passt. Je nachdem, ob man das Plakat von nah oder von fern anschaut, sieht man wie bei einem Kipp- oder Vexierbild zwei Ebenen. Aus der Distanz sind die drei schrägen Ausrufezeichen sichtbar. Sie bilden eine Art Superzeichen über dem Porträt und vermitteln einen dynamischen Eindruck.


Vor vier Jahren erzielten Sie diesen Eindruck mit einer kursiven, schräggestellten Typografie...

Ja, dieses Element ist auch hier wieder präsent. Diesmal haben wir insbesondere auf die konsequente Ausrichtung aller Gestaltungselemente auf die Vertikalität fokussiert. Sie spielt auch im Hintergrund der Fotografie mit der fast grossstädtischen Hausfassade. Semantisch kommt hier ein betont urbaner Kontext zum Ausdruck. Gewisse Formen erinnern ans Shed-Dach bei Fabriken und stellen so einen Bezug zur Politik von Paul Rechsteiner her. Auch spielten wir mit Konzepten, die aus der Hochblüte des Schweizer Grafikdesigns stammen. Es sind aber auch Stilelemente aus den 1980er-Jahren drin.


Das Plakat wirk sehr dynamisch und strahlt dennoch Souveränität aus. Was hat es mit der Schrift auf sich?

Wir wählten mit der Akzidenz Grotesk eine Schrift, die über hundert Jahre alt ist. Sie ist eine Vorläuferin der Helvetica und wurde oft in politischen Schriften verwendet. Damit stehen wir in einer bestimmten Tradition der Politkommunikation, an die zu erinnern sich sehr lohnt.