Vor den Sommerferien habe ich gemeinsam mit Ständerätin Karin Keller-Sutter das Projekt einer Metropolitanregion St.Gallen-Bodensee lanciert. In der Ostschweizer Öffentlichkeit ist es recht gut aufgenommen worden. Jetzt nimmt das Projekt in den massgebenden politischen Gremien Fahrt auf. Eine Kommission des St.Galler Kantonsrats hat einstimmig einen entsprechenden Antrag an die Regierung verabschiedet. Behandelt wird der Antrag in der Septembersession des Kantonsrats.
Dass das Projekt jetzt lanciert und beschleunigt wird, ist deshalb notwendig, weil die zentralen räumlichen Grössen derzeit auf Bundesebene neu definiert werden. Das beginnt bei der Definition des Städtebegriffs und der Umschreibung der Agglomerationen. Darauf aufbauend werden die Metropolitanregionen festgelegt. Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass die massgebenden Entscheide auf Bundesebene schon 2015 fällig werden.
Die grenzüberschreitende Bodenseeregion mit dem Zentrum St.Gallen erfüllt, wie die Studie Koch gezeigt hat, alle Voraussetzungen dafür, auf schweizerischer Ebene als Metropolitanregion anerkannt zu werden. Das gilt insbesondere dann, wenn das wirtschaftlich sehr dynamische Rheintal beidseits des Rheins einbezogen wird. Voraussetzung dafür, dass der Prozess auf Bundesebene gelingt, ist aber die entsprechende Positionierung in der Ostschweiz selber.
Im Allgemeinen haben die Ostschweizer auf Bundesebene den Ruf der Zurückhaltung und Bescheidenheit. Im Zusammenhang mit den bevorstehenden Entscheiden auf räumlicher Ebene wäre das für einmal die falsche Haltung. Vorerst mag die Anerkennung als Metropolitanregion keine direkten Folgen haben. Weil die Metropolitanregionen aber im Verständnis des Bundes die «Motoren der Entwicklung» und der Ort sind, «wo die Musik spielt», wird sich das auf mittlere und längere Sicht trotzdem auf Infrastruktur- und Standortentscheide auswirken. Ganz abgesehen davon, dass etwas mehr urbanes Selbstverständnis unserer Region nur gut tun kann.