close
31. August 2015

Ein deutlicher Appell

Die Botschaft am Rentenkongress Ende August in Rapperswil-Jona war klar: Jetzt muss die AHV gestärkt werden.

Rentenkongress


Überraschend hat die Ständeratskommission Ende August bei der AHV-Reform eine Rentenerhöhung beschlossen. Eine Sensation! Das hatte niemand erwartet. Der Architekt im Hintergrund war niemand anders als Paul Rechsteiner. Am Rentenkongress der Gewerkschaften in Rapperswil-Jona erläuterte Rechsteiner die Bedeutung dieses Kompromisses: Erstmals seit zwanzig Jahren würden die Renten wieder verbessert. Dies sei ein «grosser Schritt in die richtige Richtung». Ohne Rentenerhöhung sei jede AHV-Vorlage zum Scheitern verurteilt.

Rechsteiner konnte mit viel Überzeugungsarbeit vernünftige Bürgerliche für diese Lösung gewinnen. Er glaubt, dass sie im Ständerat hält. Was der neu gewählte Nationalrat später entscheidet, ist offen. Daher sei es umso wichtiger, dass ein Rechtsrutsch am 18. Oktober verhindert werde. Nur so könne man die geplante Rentenerhöhung sichern. Natürlich vertritt Rechsteiner weiterhin die Gewerkschaftspositionen. Er hält an den Anträgen fest, das Frauenrentenalter nicht auf 65 heraufzusetzen, bevor die Lohngleichheit realisiert ist. Auch soll der Umwandlungssatz bei den Pensionskassen nicht von 6,8 auf 6 Prozent gesenkt werden – laut Gewerkschaftsbund der «grösste Rentenabbau aller Zeiten».


SP-Doyen Helmut Hubacher spricht bezüglich Ständeratskommission vom «Wunder von Bern». Der Kompromiss sei eine taktische Meisterleistung. Hubacher erinnerte am Kongress daran, dass die AHV die grösste Errungenschaft der Schweiz im 20. Jahrhundert sei und symbolhaft für die soziale Schweiz stehe. In der Ära nach Ruth Dreifuss hätten die Bürgerlichen vergeblich vesucht, die AHV zu schwächen und sie zugunsten der für Banken und Versicherungen einträglicheren zweiten Säule abzubauen. Pascal Couchepin sei ebenso darin gescheitert wie Didier Burkhalter, beides Freisinnige. Nur Alain Berset (SP) habe begriffen, dass es so nicht gehe, und deshalb eine AHV-Reform mit Kompensationen aufgegleist.


Paul Rechsteiner rief dazu auf, die AHV zu stärken. Es sei nötig, die ins Hintertreffen geratenen Renten endlich wieder aufzubessern, denn der Grossteil der Bevölkerung sei im Alter auf gute Renten angewiesen. Es gelte, der Mär entgegenzutreten, wonach alle Alten reich seien und die AHV vor dem Ruin stehe. Dies sei eine jahrelange Gehirnwäsche der Wirschaftsverbände und der Rechtsparteien. Die AHV sei gesund dank ihres genialen Finanzierungsmechanismus, wonach alle Erwerbstätitgen – auch Manager mit Millionenboni – Rentenbeiträge zahlen müssen. Aber die Renten im Alter sind dann begrenzt. (rh)


Alles über die AHV und die Renten in der neuen SGB-Broschüre «AHV. Eine starke Altersvorsorge für Jug und Alt». Zu beziehen beim Gewerkschaftsbund St.Gallen, sgb-sg@bluewin.ch.