Das Stück steht unter dem treffenden Titel «Verminte Seelen». Eine eindrückliche Dokumentation der administrativen Versorgung anhand von drei Biografien. Und ein Stück traurige Zeitgeschichte der Schweiz, die erst wenige Jahrzehnte hinter uns liegt. Der Schwerpunkt der gezeigten Vorgänge liegt in den sechziger Jahren: Junge Frauen und Männer, die eingesperrt wurden, ohne dass sie ein Delikt begangen hätten. Verbunden mit schweren Missbrauchsfällen, auch gestützt durch die Strukturen der Katholischen Kirche.
Die Erkenntnisse der Unabhängigen Expertenkommission zur administrativen Versorgung liegen erst seit kurzem vor. Es geht jetzt darum, Schlussfolgerungen zu ziehen. Eine erste Konsequenz ist ein im Schnellzugstempo aufgegleistes Gesetzgebungsprojekt, das dafür sorgt, dass den Betroffenen, die eine Solidaritätsleistung erhalten, der Anspruch auf Ergänzungsleistungen vollständig erhalten bleibt. Nachdem der Ständerat am letzten Donnerstag zugestimmt hat, stehen die Zeichen gut, dass die Schlussabstimmung über das Gesetz schon am kommenden Freitag stattfinden kann. Damit wäre eine Ungerechtigkeit, die der Kassensturz Ende August aufgedeckt hat, anfangs 2020 beseitigt.
Für die Zukunft unserer Demokratie ist es wichtig, dass sich die schweizerische Gesellschaft mit diesen Vorgängen auseinandersetzt. Nichts ist dafür so geeignet wie das dokumentarische Schauspielprojekt des Stadttheaters St.Gallen, das es in dieser Dringlichkeit sonst bisher nirgends gibt. Weil die vorerst letzten Aufführungen am kommenden Dienstag, 17. Dezember 2019, und am kommenden Freitag, 20. Dezember 2019, stattfinden, empfehle ich allen, die die Möglichkeit dazu haben, das keinesfalls zu verpassen.
https://www.lokremise.ch/theater/stuecke/verminte-seelen.html